Herstellung der Aleppo Seife

Die Aleppo Seife heißt im arabischen „Ghar“ und wird aus Oliven- und Lorbeeröl gesiedet. Farbstoffe, künstliche Aromen und andere chemische Mittel werden von den traditionellen Seifensiedern nicht eingesetzt.
Früher wurden die Aleppo Seifen in der Altstadt von Aleppo hergestellt, mit der Zeit wurden es jedoch immer weniger. Der größere Teil der Fabriken verließ die Altstadt und produziert im Umland nach mehr oder auch weniger traditionellen Standards.

Das Verhältnis von Oliven- und Lorbeeröl unterscheidet sich von Seifensorte zu Seifensorte. Üblicherweise enthält die Seife zwischen 2 und 40% Lorbeeröl und dementsprechend 98 bis 60% Olivenöl. Diese können selbstverständlich variieren.

Traditionell gilt: Je höher der Anteil an Lorbeeröl ist, desto teurer ist auch die Herstellung und desto wertvoller gilt die Aleppo Seife.
Die Farbe der Seifenstücke wird mit zunehmender Reife heller. Je kürzer also der Lagerungszeitraum andauert, desto dunkler (und weniger reif) ist die Aleppo Seife.
Dabei haben die Umwelteinflüsse, unter denen Alepposeifen gelagert werden, einen erheblichen Einfluss auf den Reifeprozess.

Interessant ist aber auch der innere Teil der Seifen. Ein Reifeprozess nach traditionellen Standards ist nach Ansicht von aleppinischen Seifenhändlern nicht zuletzt daran erkennbar, dass ein durchschnittenes Stück zwar ein hartes Äußeres, aber einen weicheren Kern behält. Letzterer sollte aber nicht zu groß sein. Sei das nämlich der Fall, so lege das die Vermutung nahe, dass die Reife mit chemischen Mitteln beschleunigt wurde.

Für gewöhnlich arbeiteten die traditonellen Seifensiedereien in Aleppo im Winterhalbjahr (November bis März). Die produzierten Blöcke benötigen in den traditionellen zwischen sechs und neun Monate, um in gut gelüfteten Gewölben gestapelt zu trocknen. Im Verlauf des Trocknungsvorganges wird das Äußere der Alepposeife nicht nur härter, auch die Farben hellen sich unter dem Einfluss der Außenluft auf. Im Kern des Seifenblocks bleibt der ursprüngliche Farbton jedoch erhalten. Wenn hellgrüne Seifenblöcke nach der Trocknung geteilt werden, ist ihr Kern immer noch dunkelgrün und elastischer als die Seifenhaut.

Geradezu weich sollte sie allerdings nicht sein. Im Allgemeinen kann der Herstellungsprozess folgendermaßen beschrieben werden: In Siedekesseln wird mit in Wasser gelöster Sodaasche (heute handelt es sich um industrielle Sodaasche) gemischt und unter ständigem Rühren bei ca. 200 Grad C. gesiedet, bis das Olivenöl in Glyzerin und Natriumsalz aufgespalten wird. Der Siedemeister entscheidet, wann die Seife ausgesalzen ist. Kurz vor dem Ende dieses Vorganges wird bei den Sorten der Sapun Ghar der heißen Masse noch Lorbeeröl zugegeben. Nun wird die Seifenmischung aus den Kesseln gepumpt. Zweckmäßigerweise befördert man sie in den alten Betrieben über Röhren in eine obere Etage, um die dort freien Flächen zu nutzen. Die immer noch heiße Masse benötigt in großen, gut belüfteten Räumen je nach Wetterlage bis zu 40 Stunden zum Abkühlen. Das zuvor eingesetzte Wasser muss verdunsten, bevor die Alepposeife weiter verarbeitet werden kann. Im nächsten Arbeitsschritt wird diese zumeist grüne Masse auf einer ebenen Fläche verteilt und glatt gestrichen. Nachdem das Material so weit ausgehärtet ist, dass es weiter bearbeitet werden kann, werden per Hand die bekannten Seifenblöcke ausgeschnitten und mit dem Siegel des Herstellers versehen.

Die Ursprünge der aleppischen Seifenfertigung gehen mehr als ein Jahrtausend zurück – und die Siedemeister traditionell arbeitender Manufakturen haben es verstanden, diese Kenntnisse, Fähigkeiten, aber auch das Gefühl für ihr Produkt zu bewahren. Die in Aleppo produzierten Seifen wurden dort um das achte Jahrhundert nach Christus entwickelt, und im Verlauf der Jahrhunderte gelangte das zum Teil geheime Wissen der arabischen Seifensieder in den westlichen Mittelmeerraum.

Die Blöcke aus Lorbeerseife und Olivenseife halten ihre Qualität mehrere Jahre, wobei viele Menschen Alepposeife noch nachreifen lassen. So wird die Seife als Duftspender in den Kleiderschränken aufbewahrt, denn nach längerer Lagerung wird der Schaum feinporiger, der Seifenblock härter und die Seife hält im Gebrauch länger. Olivenöl enthält mehrere Vitamine (bes. Vitamin E) und Mineralstoffe. Olivenöl wird im Gebiet des Mittelmeeraumes seit Jahrtausenden als Hautpflegemittel hoch geschätzt. Bei der Verwendung von Olivenöl als Basis entstehen besonders milde Seifen mit dichtem und kleinporigem Schaum. Oliven- und Lorbeerölseifen erinnern in der Hand an Bienenwachskerzen. Die Hand spürt das Öl, doch diese Seifen fetten nicht. Es ist zu empfehlen, dass diese traditionellen Seifen während ihrer Verwendung immer trocken gelagert werden, da sie sonst dazu neigen, aufzuquellen und ihre Form zu verlieren. Besonders hochwertige Alepposeifen werden im arabischen Raum mit bis zu 40% Lorbeeröl angereichert. (So der Regelfall. Es geht auch noch hochprozentiger.) Lorbeeröl wird seit Generationen den Seifen aus Aleppo zugesetzt, da ihm eine positive Wirkung auf Haut und Haar des Menschen zugeschrieben wird. Gewonnen wird das Lorbeeröl aus den Blättern und den Steinfrüchten der Lorbeerbäume. Die Hauptanbaugebiete befinden sich heute in der Türkei, auf dem Balkan und im Süden Italiens.

Dieser Beitrag wurde von Mehmet K., ottken geschrieben.